Autorin Rosanna Battisti | © Rosanna Battisti
Rosanna

Spannender Perspektivenwechsel: Die Seilbahnführung in Serfaus

25.09.2025 · Dabei sein, Sommer
Aufregung liegt in der Luft, denn heute wagen wir etwas Besonderes: Wir dürfen hinter die Kulissen von Seilbahn und U-Bahn in Serfaus blicken. Was uns erwartet? Gondeln und Waggons aus unbekannten Blickwinkeln, erfüllte Kindheitsträume – und eine süße Überraschung am Ende. Seid dabei!

Lesezeit: 4 Minuten

„Sagt einfach Wolfi!“

Pünktlich um 13 Uhr heißt uns Wolfhard Wiesner am Treffpunkt bei der Kassa der Komperdellbahn in Serfaus willkommen. „Wir sind hier auf über 1.400 Metern – ab hier gibt’s kein ‚Sie‘ mehr, wir sind per Du. Und wenn ihr Fragen habt: Ich bin der Wolfi“, erklärt der Seilbahnmitarbeiter gleich am Anfang mit einem Schmunzeln. Die Gruppe lacht mit – und Wolfi ist sofort in seinem Element. Seit 16 Jahren ist er bei der Seilbahn Komperdell beschäftigt und betreut die wöchentlichen Führungen. Und so ist er genau der Richtige, wenn es darum geht, Gästen (und auch Einheimischen) einen spannenden Einblick hinter die Kulissen zu garantieren.


Start im Dorf

Los geht die Führung dann bei der U-Bahn-Station Seilbahn gleich nebenan: Hier bringt die U-Bahn im ca. 10-Minuten-Takt Gäste, die Richtung Berg gondeln wollen. „Diese U-Bahn hier ist schon die zweite Generation“, erklärt Wolfi. Die erste wurde im Jahr 1985 gebaut und lief bis 2019; viele der Teilnehmer erinnern sich auch noch an die alten Waggons. „Wisst ihr, was der große Vorteil der neuen U-Bahn ist?“, will Wolfi wissen. „Die barrierefreie Erreichbarkeit – das ist uns als Familiendestination besonders wichtig – und außerdem die erhöhte Förderkapazität: Bis zu 3.000 Personen pro Stunde können mit der neuen U-Bahn fahren! Damit kann es uns nicht mehr passieren, dass jemand nicht einsteigen darf.“


Alles im Blick

Wolfi führt uns in die Kommandozentrale. Hier überwachen Mitarbeiter auf vielen Bildschirmen alle vier Stationen. 45 Kameras sind insgesamt in den Stationen installiert. „Wir achten vor allem auf die Zugänge und Türen. Die Bahn fährt vollautomatisch, aber im Notfall müssen wir eingreifen.“

Wie schnell das gehen muss, zeigt eine Anekdote: Ein Gast mit Hund stieg ein – der Mann war schon im Waggon, der Hund mit Leine noch draußen, als sich die Türen schlossen. „Unsere Mitarbeiter haben sofort reagiert. Das Tier war keine Sekunde in Gefahr“, erzählt Wolfi.


Unterirdisches Abenteuer

Dann erkunden wir den U-Bahn-Tunnel: Am unterirdischen Start- und Endpunkt sehen wir die Bahn nun direkt auf uns zufahren. Ein bisschen unheimlich wirkt das schon, doch sie stoppt millimetergenau am vorgesehenen Punkt. Wir winken den überraschten Fahrgästen im Waggon, die wohl kaum mit einer Besuchergruppe gerechnet haben.

„Beim Neubau der U-Bahn wurde alles erneuert – bis auf den Tunnel. Der war schon 1985 perfekt geplant.“ Was auch besonders ist: Die U-Bahn in Serfaus ist eine Luftkissenbahn. „Eine U-Bahn auf Schienen oder Rädern wäre unmöglich gewesen, weil wir hier so nah an Apartmenthäusern und Hotels vorbeifahren. Das wäre viel zu laut. Also haben sich die Serfauser für eine Luftkissenbahn entschieden – so ist die Fahrt fast geräuschlos.“ Ein Luftkissen, wie es unter den U-Bahn-Waggons verbaut ist, kann man sich übrigens jederzeit ansehen: In der Station Seilbahn gibt es kurze Videos zum Bau sowie ein Vorführmodell des Luftkissens.


Gut organisiert: Die Logistik im Skigebiet

Bevor es für uns in die Gondeln und Richtung Berg geht, zeigt uns Wolfi die neuen Lagerräume der Seilbahn Komperdell GmbH. Sie entstanden beim großen Umbau der Komperdellbahn. „Nicht nur die Komperdellbahn stieß an ihre Beförderungskapazität, auch den Skidepot- und Lagermöglichkeiten wurden ihre Grenzen aufgezeigt. Heute fassen wir ca. 5.000 Paar Ski und 2.000 Snowboards im neu geschaffenen Skidepot.“

Noch wichtiger sind aber die Lagerräume für die zwölf Bergrestaurants, die dringend gebraucht werden. „Im Winter müssen wir hier riesige Mengen Lebensmittel und Getränke lagern und verteilen“, erklärt Wolfi. Während der Experte die Logistik erklärt, wird klar, wie viel Organisation hinter dem Betrieb eines so großen Skigebiets steckt. Zum Abschluss dürfen wir noch ins „Tiefkühlfach“, einen der großen Kühlräume schauen. „Hier lagern wir unser selbstgemachtes Eis“, grinst Wolfi.



Die neue Komperdellbahn wartet

Endlich steht die Auffahrt mit der neuen Komperdellbahn an. Während der Fahrt zur Zwischenstation erzählt Wolfi lachend, dass die Führung noch beliebter wurde, seit am Ende Kaffee und Kuchen warten. „Ob es da wohl einen Zusammenhang gibt?“, meint er augenzwinkernd. Die Urlauberfamilie aus Deutschland, die mit uns in der Gondel sitzt, erinnert sich währenddessen an die alte Bahn. „Unser Sohn hat die grauen Gondeln anfangs sehr vermisst – aber mittlerweile findet er die neuen viel cooler“, erzählt der Vater.

Oben an der Zwischenstation dürfen wir wieder in die Zentrale und den Mitarbeitern über die Schulter blicken. Die Komperdellbahn läuft mit dem neuen AURO-System vollautomatisch. Zu Höchstzeiten transportiert sie 3.000 Personen pro Stunde. „Der Endausbau wären 3.500 Personen – dafür bräuchten wir 13 Gondeln mehr. Jede kostet aber 42.000 Euro, das ist vielleicht in den nächsten Jahren soweit“, sagt Wolfi. Insgesamt, so berichtet er, habe der Neubau der Komperdellbahn samt Gebäuden 60 Millionen Euro gekostet.


Gondeln von oben

Nun wird extra für uns die Bahn kurz gestoppt und wir dürfen zwischen den Gondeln hindurchspazieren. Über eine Treppe gelangen wir in den oberen Bereich der Station– von hier sehen wir die kuppelbaren Gondeln direkt unter uns einfahren. Beeindruckend!
Zum Abschluss zeigt Wolfi noch die unterirdische Garage: „Hier fahren die Gondeln jede Nacht automatisch ein und werden gereinigt. Nur fünf Stück bleiben am Seil, damit die Mitarbeiter abends heim- und morgens wieder zur Arbeit fahren können.“ Apropos Mitarbeiter: 520 Beschäftigte im Winter, 250 im Sommer bei der Seilbahn Komperdell GmbH – die Seilbahn ist einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region.


Einmal Pistenraupenfahrer sein

Wir lassen die Zwischenstation jetzt hinter uns und fahren zur Bergstation. Dort liegen weitere Lagerräume und Werkstätten, in denen im Sommer vor allem an den Pistenmaschinen gearbeitet wird. Zehn Seilwindmaschinen und neun Präpariermaschinen gehören zur Flotte der Seilbahn Komperdell GmbH. „Das bedeutet viel Instandhaltungsarbeit im Sommer“, erklärt Wolfi. 28 Fahrer sind im Winter abwechselnd mit den Maschinen im Einsatz. In der Werkstatt dürfen wir sogar in den Fahrersitz der PS-starken Geräte klettern – ein echtes Highlight und wahrgewordener Kindheitstraum.


Ein süßer Abschluss

Nach drei Stunden endet die Führung und im Murmliwasser wartet die versprochene Stärkung: Kaffee, Kuchen – oder an diesem heißen Sommertag lieber ein Eis. Wir lassen die vielen Eindrücke Revue passieren und sind uns sicher: Dieser spannende Einblick ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst!


Du willst auch an der Seilbahnführung in Serfaus teilnehmen?

 

Treffpunkt: Jeden Donnerstag, 13 Uhr an der Kassa der Talstation Komperdell
Anmeldung über unsere Website oder direkt an der Kassa
Dauer: ca. 3 Stunden
Preis: 28 Euro pro Erwachsenem, 18 Euro für Kinder (Jahrgang 2010-2018)*

*Preis Sommer 2025


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